Musical |
Joseph (1997) |
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P. Martin Rotheneder
Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern ist zwar eine
Erzählung, die über 3000 Jahre alt ist - (sie wird in die Zeit von Ramses II.
gesetzt), aber sie strotzt vor ständig aktuellen Erfahrungen.
Sie ist einerseits eine sehr harte Geschichte, nicht erfunden, sondern dem
menschlichen Alltag anno dazumal und heute abgeschrieben. Es ist die Geschichte
von Eifersucht und Brutalität. Eine Geschichte, wo die einen nicht verstehen,
dass ein anderer hat, was sie nicht haben, wo die einen nicht dulden, dass einer
anders ist. So einer muss weg.
Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern ist auch die fantastische
Geschichte von Träumen, und sie ist eine der ganz großen Geschichten der
Weltliteratur, die eine Lösung von Konflikten im Verzeihen sieht. Verzeihenkönnen
gehört wohl zu den schwierigsten Dingen des Lebens und geschieht viel zu wenig.
Gott sei Dank gibt es diese wunderbare Geschichte darüber, die in Erinnerung
ruft, dass Verzeihen heilt, löst und ganz gut tut/täte. Ich persönlich bin
ein großer Fan der Josefsgeschichte aus dem Alten Testament und möchte bei der
Gelegenheit sehr die Originallektüre im Buch Genesis in den Kapiteln 37 bis 50
empfehlen. Ich glaube, es ist eine sehr gute Möglichkeit, biblische Geschichten
musikalisch aufzubereiten und spielerisch, lustvoll darzubieten. Die Musik ist
immer ein Stück einprägender als das bloße Wort. Im Spiel geht von der
Ernsthaftigkeit überhaupt nichts verloren, sondern kann sogar tiefer empfunden
werden.
Ich hänge mich hier an die Worte von Harald Schweizer an, der in seinem Buch
"Josef" folgendes schreibt: "Höchst gekonnte, geistreiche
Unterhaltung ist also durch den Text angestrebt, nicht nüchterne Belehrung oder
fromme Unterweisung." Wer bei dieser Frage nach der Einstellung zum Text
auf der "falschen Schiene fährt", dürfte die Intention des Autors
ziemlich verfehlen. Wir heute haben es dabei durchaus nicht leicht. Denn im
Blick auf die Bibel erwarten wir zunächst eher gedankenschwere Aussagen,
moralische Imperative, Aussagen, über die man zunächst nachdenken, die man
sich zu herzen nehmen muss. Ist denn die Bibel nicht Gottes Wort? Hat einem
dabei nicht das Lachen zu vergehen? Ich vermute, dass eine solche Einstellung zu
biblischen Texten weit verbreitet ist. Es wird dabei leider übersehen, dass die
Bibel zunächst Menschenwort ist, denn kein Text fiel vom Himmel, jeder hat
einen menschlichen Autor. Und nur durch dieses Menschenwort hindurch ist es möglich,
dass ein Text mich in meiner Existenz trifft, ganzheitlich anspricht, bewegt,
verändert: In einem solchen Fall würde ich sagen, dass Menschenwort für mich
zum Gotteswort geworden ist. Und wieso soll hier die Dimension des Lachens, des
Humors, ausgeklammert sein? Vor allem, wenn sie in so künstlerisch geadelter
Form angestoßen wird, wie im Fall der Josefsgeschichte? Wer hat denn ein
Interesse religiösen Formeln und Floskeln, wobei (vermeintlicher) Tiefsinn das
Lachen, die Freude ausklammert?
Da hat uns nun die bisherige Betrachtung der Josefsgeschichte auf den Gedanken
gebracht, dass Spiritualität und Frömmigkeit offener, ganzheitlicher zu
verstehen sind als es oft geschieht. Humorlosigkeit kommt einer Verbiesterung
gleich, die wichtige Bereiche des Lebens ausklammert und mit Tabus belegt. So
ist etwa das Beharren auf historischer Richtigkeit in der Regel Ausdruck von Ängstlichkeit
und Enge, weil es andere Dimensionen des Personseins abspaltet und
fundamentalistische Züge annehmen kann. Oder positiv formuliert: "Mit dem
Lachen wird Lebendigkeit zugelassen, die Relativierung von dogmatischen
Strukturen. Lachen ist erfreulich subversiv."
In diesem Sinne wünsche ich allen, die zur Aufführung unseres Musicals kommen,
allen an dieser Musicalproduktion Mitwirkenden, dem musikalischen Leiter und
auch mir ein schönes, frohes, lustvolles Erlebnis mit einer uralten Geschichte
aus der Bibel. Ich darf nun ein dickes DANKE angesichts einer großartigen
Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern, Patres, Handwerkern, Schneiderin und
sonstigen an der Vorbereitung und Aufführung des Musicals Beteiligten sagen. Für
mich gehören zu den Beteiligten z.B. auch alle ProfessorInnen, die mit ihrer
Geduld und mit ihrem Wohlwollen mitgetragen haben. Es gehören dazu: Prof. Brückler,
der mit der 3B Klasse am Hauptgang des Gymnasiums eine Ausstellungskollage zum
Musical gestaltete. Es gehören dazu auch die Eltern, die Chauffeure zu
Probenterminen spielen mussten, und die, die sich einfach am Spiel ihrer Kinder
mitfreuen können. Es gehört auch die Frau des musikalischen Leiters dazu,
Erika Foramitti, die ihrem Mann viel, viel Zeit und "lange Zügel" gewährte,
weil er durch Monate hindurch viele Sänger und Musiker bei der Sache halten
musste, bis das herauskam, was sie nun erwarten. Es gehört dazu: Frau Renate Kölch,
die sich im Entwerfen und Schneidern von Kostümen ausgezeichnet hat.
Hoffentlich wird sie nicht von den Kostümwerkstätten der Bundestheater
abgeworben. Es gehört dazu: Herr Josef Hackl, der beim Bühnenbau seine
Professionenalität höchst engagiert eingesetzt hat. Es gehören dazu: P. Adolf
und die Stiftspförtner, die die Kartenadministration übernommen haben und die
sogar böse Blicke und Bermerkungen einstecken mussten, weil (so ein Glück) im
Nu alle Karten vergriffen waren. "Ausverkauft".
Es gehört dazu: das "Na und...!" - Team, das viel Zeit und Mühe in
die Schülerzeitung investiert. Es gehört dazu: Prof. Werner Simoner, der mir
mit seiner Lebendigkeit Balletteinstudierung mühte und eleganten Schwung in die
Szenen gebracht hat. Es gehören dazu: Prof. Michael Grill, der mit seiner
Klasse so fantasievoll Dekoration und Bühnenbild gestaltete. Es gehören
besonders auch Abt Dr. Burkhard Ellegast und der Direktor des Stiftsgymnasiums,
HR Dr. Ernst Wegscheider, dazu, weil beide sich so ein Projekt immer wieder wünschen
und es großherzig unterstützen.
Thomas Foramitti
Die Gründe, warum ich gemeinsam mit P. Martin, Kristin, Mike, Werner und vielen anderen versuche, ein Musical auf die Bühne zu bringen, sind nicht mit ein paar Sätzten niederzuschreiben. Ich will nur einen von vielen skizzieren: Ich freue mich, wenn sich da Fähigkeiten zeigen, von denen ich vor einigen Wochen noch nicht einmal geträumt hätte; wenn P. Martin bei der Bühnenprobe einen Song vor sich hinschmettert; wenn ich höre, mit wieviel persönlicher Interpretation (wieviel Persönlichkeit) Heidi schon bei einer Probe einen meiner Lieblingstakte singt; wenn ich miterlebe, wie sehr der Schmäh unter den "Brothers" läuft; wie im Orchester Eigeninitiative entsteht; wie schön sich die Mädchen auf der Bühne bewegen können; wie zwei Tänzerinnen nach der Probe sofort am Bühnenbild weiterarbeiten; wieviele Menschen sich durch ein gemeinsames Ziel näherkommen; wieviel Verantwortung da so mancher auf sich nimmt, ohne darum ein großes Theater zu machen; wie ein fröhliches Lachen einen unangenehmen Mißton verjagen kann. Ich habe Freude an der Arbeit mit jungen Menschen, an der Musik, am Musiktheater, am Experimentieren - und daran, an der Kreativität anderer Menschen teilnehmen zu dürfen. Ich freue mich, dass ich so eine schöne Arbeit machen darf. Diese Freude - meine und die vieler anderer - ist nur eine von vielen Motivationen, aber eine der schönsten. Aber so wirklich auf den Punkt bringen kann ich es mit Worten nicht. Das, was ich wirklich zu sagen habe, sollte man im Kolomanisaal hören und vor allem in den Gesichtern der Beteiligten sehen können.
Marion Tiefenbacher, Tanja Kralovec 4C
Der Unterstufenchor:
Wir, der Unterstufenchor waren von Anfang an trotz
turbulenter Proben davon begeistert, beim Musical "Joseph" mitwirken
zu dürfen.
Unser Chor besteht aus ca. 35 Sängern und Sängerinnen, die die neugierige
Kinderschar darstellen.
Nachdem wir mit Thomas Foramitti viele Stunden alleine geprobt hatten, ging es
erst richtig los. Einige Vor- und Nachmittage schlugen wir uns mit dem
Orchester, den Tänzern, dem Oberstufenchor und den Hauptdarstellern im
Kolomaniesaal herum.
Da wir unter extremem Platzmangel litten, wurden öfters entspannende Pausen mit
Getränken und Broten eingelegt.
Wir sowie alle anderen opferten gerne unsere Freizeit für die harten, aber
lustigen Proben und erfreuen und nun umso mehr an einem fix und fertigen und
hoffentlich gelungenen Musical.
Irene Dworschak
Das Orchester:
Auch wir begannen bereits zu Schulanfang mit den Proben für
"Joseph", wobei bis Jänner eigentlich immer nur in kleineren Gruppen
geprobt wurde. So gab es die Bläser, die Rhythmusgruppe, die Streicher, das
Keyboard und die E-Gitarre nicht zu vergessen.
Wir Streicher hatten ca. alle zwei bis drei Wochen einmal am Nachmittag Probe,
die Rhythmusgruppe etwas öfter. Die ersten Gesamtproben Ende Dezember und
Anfang Jänner waren natürlich erst einmal chaotisch, weil niemand so recht
seine Einsätze wußte, aber schon bald klangen die einzelnen Lieder schon
einigermaßen gut.
Ich freute mich eigentlich schon seit Probenbeginn auf unser Musical, und die
Proben fand ich immer wieder lustig, besonders die Probenwoche war spannend,
weil erstmals der gesamte Chor und alle Solisten und Tänzer mitmachten. Durch
die Regieanweisungen von Pater Martin gab es auch immer wieder Grund zum Lachen.
Ingesamt hoffe ich, daß den Zuschauern das Musical genausogut gefällt wie mir.
Michael Grill
Meine Klasse (6B) und ich waren für die Bühnengestaltung
zuständig.
Bereits im vorigen Jahr begannen die Vorbereitungsarbeiten für die Bühnen- und
Ganggestaltung, sowie der Layouts für Plakat und Aussendungen - unter anderem
wurde auch eingehend ägyptische Kunst und Kultur im Unterricht behandelt.
Verschiedene Kleingruppen teilten sich die Arbeiten vom Entwurf bis zur endgültigen
Ausführung für drei Bühnenbilder auf drehbaren Elementen, Bühnenmodell,
Masken, Requisiten, Gangdekoration (lebensgroße Wegweiser, Fensterfahnen,
Mumien,...) und für das Plakat. Während dieser einsemestrigen Arbeitsphase gab
es im Unterricht ständig ein Treffen und Besprechungen mit Pater Martin und
Josef Hackl von der Tischlerei, die für die Lösung regie- und bühnentechnischer
Fragen zur Verfügung standen.
Die überaus umfangreichen Arbeiten wurden auch in vielen freiwilligen
Arbeitsstunden außerhalb der regulären Unterrichtszeit und im Rahmen einer
Projektwoche vor den Semesterferien beendet.
Magdalena Rohrweg 6D
"Ah" , werden sich die Leute denken, "s´Gymnasium
macht heuer wieder einmal ein Musical", werden sie sagen, wenn sie die
Plaktate von "JOSEPH" sehen. Allerdings, und was für ein Musical wir
veranstalten.
Nachdem allen klar war, dass man das hart erarbeitete Niveau und die Tradition
unserer Musicals wahren musste, ja sogar verbessern musste, setzen sich unsere
Obermusicalmacher an einen Tisch und tüftelten einige besondere Clous für das
diesjährige Stück aus.
Ganz besonders genial war die Idee des Bühnenbildes, das in Form von fünf
drehbaren Elementen nach langem hin und her, an der Westseite des Kolomaniesaals
seinen Platz gefungen hatte.
Die Frage nach dem Standort der Bühne dürfte laut Aussage Mag. Michael Grills
eine wahrhaft schwierige gewesen sein, denn wenn man, wie ursprünglich geplant
die Bühne an der Südseite aufgebaut hätte, wären ungefähr hundert Leute pro
Aufführung der Genuss dieses Musicals verwehrt geblieben.
Abgesehen von der musikalischen Leistung, die unter der Leitung von Mag. Thomas
Foramitti ständig stärker wurde, und den Tänzerinnen, wäre noch besonders
die Arbeiten unserer 6B, der Klasse des bildnerischen Zweiges, hervorzuheben.
Das bildnerische ORG wird manchmal ziemlich in Frage gestellt. "Was leisten
die denn schon?" hörte man schon so manchen fragen.
Wer sich darauf eine Antwort holen will, der sollte einmal die ganze künstlerische
Arbeit des Musicals im besonderen die Bühnenbilder genauer unter die Lupe
nehmen.
In mühevoller Arbeit wurden zum Beispiel zwei Meter große
ägyptische Figuren aus riesengroßen, zwei cm dicken Spanplatten mit einer
Stichsäge ausgeschnitten, grundiert und schließlich angemalt. Nicht vergessen
darf man das Modell der ursprünglichen Bühne, das von den vier Burschen
unserer Klasse zwar sehr sauber und genau, aber leider umsonst angefertigt
wurde, weil es erst nach der Fertigstellung des Modells zu der Änderung an der
Bühnenposition kam. Natürlich erschien so manche Mühe oft vergeblich, wie die
Gruppe die den Thron für den Pharao baute, sicher bestätigen kann. Der Thron
musste etliche Male neu gebaut werden, weil die Standhaftigkeit des
Herrscherstuhls doch öfters ziemlich in Frage stand.
Das und noch vieles andere war aber "nur" die Vorarbeit. Die letzte
Woche vor den Semesterferien stellte uns HR Dir. Dr. Ernst Wegscheider als
Projektwoche zur Verfügung. In diesen fünf Tagen wartete eine Menge Arbeit auf
uns. Das Wichtigste überhaupt war das rechtzeitige Fertigstellen der drei Bühnenbilder,
welches aber mit ungeahnten Schwierigkeiten verbunden war. Das Bemalen der fünf
Elemente erfolgte direkt am Ort des Geschehens, nämlich im Kolomanisaal, wo
abwechselnd die Proben der Sänger, Musiker und Tänzerinnen stattfanden. Es war
unmöglich direkt auf der Bühne zu arbeiten, also verzogen sich die Maler/innen
hinter die Bühne, um dort in schwindelnden Höhen ihrer Kreativität freien
Lauf zu lassen. Nachdem die Zeit drängte, musste auch nachmittags gemalt
werden.
Und so stießen wir gleich auf das nächste Problem: das Licht. Leider gab es im
Kolomanisaal nur unzureichende Beleuchtung, und somit wären die Maler/innen im
Halbdunkel gesessen, wenn ihnen Mag. Grill nicht rettend mit einem Scheinwerfer
zu Hilfe geeilt wäre.
Die Ideen der für uns zuständigen Organisatoren, P. Martin Rotheneder und
unser KV Mag. Michael Grill, schätzten wir zwar, aber nicht selten brachten sie
uns mit ihren spontanen Änderungen zur Verzweiflung. Oft war das Ausmalen
bestimmter Wände umsonst, weil man plötzlich bemerkte, dass man diese später
sowieso nicht sehen würde, denn anstatt dieser Wände sollten Tücher den
Hintergrund gestalten. Außerdem hätte die Farbe zu guter Letzt sowieso nicht
gepaßt. Aber auch solche Zwischenfälle wurden verkraftet und man widmete sich
wieder seiner hoffentlich nicht vergeblichen Arbeit.
Ein besonderes Problem war auch die Reinigung des Kolomanisaals. Auf P. Martins
Bitte hin bemühten wir uns, das alte Gemäuer nicht mit Dispersionsfarben und
Goldlack zu bekleckern. Doch das war schwer zu erfüllen, weil wir gezwungen
waren, aufgestellte Wände, die an den Orginalwänden des Kolomaniesaals
lehnten, möglichst genau mit schwarzer Farbe zu bemahlen. Da ist sogar so
manchem Lehrer ein Mißgeschick passiert.
Im großen und ganzen kann man sagen, dass das Arbeiten für das Musical großen
Spaß gemacht hat und bestimmt eine große Erfahrung mit sich brachte.
Hoffentlich halten die Proben des Musicals auch das, was sie versprechen.
Ich glaube, wir "Bildnerischen" tragen einen wesentlichen Teil zu
"JOSEPH" bei und haben auch unser Möglichstes dafür getan.
Dieses Interview mit Frau Unterrichtsministerin Gehrer wurde
im Anschluss an die Aufführung des Musicals "Joseph" am 9. März 1997
gegeben. (Auszug)
"Na und...!": Wie hat ihnen das Musical Joseph gefallen?
Frau Gehrer: Die Solisten waren hervorragend. Es war aber schön, dass die
gesamte Schulgemeinschaft so mitgespielt hat, und ich finde es toll, wenn man
Teamarbeit in der Schule schon miteinander praktiziert und wenn die musische
Seite ausgebildet wird, und das wird sie da im höchsten Maß.
"Na und ...!": Was halten Sie von der Atmosphäre in dieser Schule?
Frau Gehrer: Die Atmosphäre muss hervorragend sein. Ich bin froh, dass ich das
erlebt habe, denn ich weiß, dass unsere Schulen in Österreich gute Schulen
sind, und das Stift Melk ist eine ganz besonders gute Schule. Da wird dem
Jugendlichen wirklich mitgegeben, was er fürs Leben braucht!
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