Musical

Joseph (1997)


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Jahresbericht Melker Mitteilungen

Melker Mitteilungen Nr. 164 März 1998, Seite 130ff, Rubrik Stiftsgymnasium


P. Martin Rotheneder

Das Musical "Joseph" - oder eine musikalisch-lustvoll dargebotene uralte Geschichte.

Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern ist zwar eine Erzählung, die über 3000 Jahre alt ist - (sie wird in die Zeit von Ramses II. gesetzt), aber sie strotzt vor ständig aktuellen Erfahrungen.
Sie ist einerseits eine sehr harte Geschichte, nicht erfunden, sondern dem menschlichen Alltag anno dazumal und heute abgeschrieben. Es ist die Geschichte von Eifersucht und Brutalität. Eine Geschichte, wo die einen nicht verstehen, dass ein anderer hat, was sie nicht haben, wo die einen nicht dulden, dass einer anders ist. So einer muss weg.
Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern ist auch die fantastische Geschichte von Träumen, und sie ist eine der ganz großen Geschichten der Weltliteratur, die eine Lösung von Konflikten im Verzeihen sieht. Verzeihenkönnen gehört wohl zu den schwierigsten Dingen des Lebens und geschieht viel zu wenig. Gott sei Dank gibt es diese wunderbare Geschichte darüber, die in Erinnerung ruft, dass Verzeihen heilt, löst und ganz gut tut/täte. Ich persönlich bin ein großer Fan der Josefsgeschichte aus dem Alten Testament und möchte bei der Gelegenheit sehr die Originallektüre im Buch Genesis in den Kapiteln 37 bis 50 empfehlen. Ich glaube, es ist eine sehr gute Möglichkeit, biblische Geschichten musikalisch aufzubereiten und spielerisch, lustvoll darzubieten. Die Musik ist immer ein Stück einprägender als das bloße Wort. Im Spiel geht von der Ernsthaftigkeit überhaupt nichts verloren, sondern kann sogar tiefer empfunden werden.
Ich hänge mich hier an die Worte von Harald Schweizer an, der in seinem Buch "Josef" folgendes schreibt: "Höchst gekonnte, geistreiche Unterhaltung ist also durch den Text angestrebt, nicht nüchterne Belehrung oder fromme Unterweisung." Wer bei dieser Frage nach der Einstellung zum Text auf der "falschen Schiene fährt", dürfte die Intention des Autors ziemlich verfehlen. Wir heute haben es dabei durchaus nicht leicht. Denn im Blick auf die Bibel erwarten wir zunächst eher gedankenschwere Aussagen, moralische Imperative, Aussagen, über die man zunächst nachdenken, die man sich zu herzen nehmen muss. Ist denn die Bibel nicht Gottes Wort? Hat einem dabei nicht das Lachen zu vergehen? Ich vermute, dass eine solche Einstellung zu biblischen Texten weit verbreitet ist. Es wird dabei leider übersehen, dass die Bibel zunächst Menschenwort ist, denn kein Text fiel vom Himmel, jeder hat einen menschlichen Autor. Und nur durch dieses Menschenwort hindurch ist es möglich, dass ein Text mich in meiner Existenz trifft, ganzheitlich anspricht, bewegt, verändert: In einem solchen Fall würde ich sagen, dass Menschenwort für mich zum Gotteswort geworden ist. Und wieso soll hier die Dimension des Lachens, des Humors, ausgeklammert sein? Vor allem, wenn sie in so künstlerisch geadelter Form angestoßen wird, wie im Fall der Josefsgeschichte? Wer hat denn ein Interesse religiösen Formeln und Floskeln, wobei (vermeintlicher) Tiefsinn das Lachen, die Freude ausklammert?
Da hat uns nun die bisherige Betrachtung der Josefsgeschichte auf den Gedanken gebracht, dass Spiritualität und Frömmigkeit offener, ganzheitlicher zu verstehen sind als es oft geschieht. Humorlosigkeit kommt einer Verbiesterung gleich, die wichtige Bereiche des Lebens ausklammert und mit Tabus belegt. So ist etwa das Beharren auf historischer Richtigkeit in der Regel Ausdruck von Ängstlichkeit und Enge, weil es andere Dimensionen des Personseins abspaltet und fundamentalistische Züge annehmen kann. Oder positiv formuliert: "Mit dem Lachen wird Lebendigkeit zugelassen, die Relativierung von dogmatischen Strukturen. Lachen ist erfreulich subversiv."
In diesem Sinne wünsche ich allen, die zur Aufführung unseres Musicals kommen, allen an dieser Musicalproduktion Mitwirkenden, dem musikalischen Leiter und auch mir ein schönes, frohes, lustvolles Erlebnis mit einer uralten Geschichte aus der Bibel. Ich darf nun ein dickes DANKE angesichts einer großartigen Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern, Patres, Handwerkern, Schneiderin und sonstigen an der Vorbereitung und Aufführung des Musicals Beteiligten sagen. Für mich gehören zu den Beteiligten z.B. auch alle ProfessorInnen, die mit ihrer Geduld und mit ihrem Wohlwollen mitgetragen haben. Es gehören dazu: Prof. Brückler, der mit der 3B Klasse am Hauptgang des Gymnasiums eine Ausstellungskollage zum Musical gestaltete. Es gehören dazu auch die Eltern, die Chauffeure zu Probenterminen spielen mussten, und die, die sich einfach am Spiel ihrer Kinder mitfreuen können. Es gehört auch die Frau des musikalischen Leiters dazu, Erika Foramitti, die ihrem Mann viel, viel Zeit und "lange Zügel" gewährte, weil er durch Monate hindurch viele Sänger und Musiker bei der Sache halten musste, bis das herauskam, was sie nun erwarten. Es gehört dazu: Frau Renate Kölch, die sich im Entwerfen und Schneidern von Kostümen ausgezeichnet hat. Hoffentlich wird sie nicht von den Kostümwerkstätten der Bundestheater abgeworben. Es gehört dazu: Herr Josef Hackl, der beim Bühnenbau seine Professionenalität höchst engagiert eingesetzt hat. Es gehören dazu: P. Adolf und die Stiftspförtner, die die Kartenadministration übernommen haben und die sogar böse Blicke und Bermerkungen einstecken mussten, weil (so ein Glück) im Nu alle Karten vergriffen waren. "Ausverkauft".
Es gehört dazu: das "Na und...!" - Team, das viel Zeit und Mühe in die Schülerzeitung investiert. Es gehört dazu: Prof. Werner Simoner, der mir mit seiner Lebendigkeit Balletteinstudierung mühte und eleganten Schwung in die Szenen gebracht hat. Es gehören dazu: Prof. Michael Grill, der mit seiner Klasse so fantasievoll Dekoration und Bühnenbild gestaltete. Es gehören besonders auch Abt Dr. Burkhard Ellegast und der Direktor des Stiftsgymnasiums, HR Dr. Ernst Wegscheider, dazu, weil beide sich so ein Projekt immer wieder wünschen und es großherzig unterstützen.


Thomas Foramitti

Danke Euch allen!

Die Gründe, warum ich gemeinsam mit P. Martin, Kristin, Mike, Werner und vielen anderen versuche, ein Musical auf die Bühne zu bringen, sind nicht mit ein paar Sätzten niederzuschreiben. Ich will nur einen von vielen skizzieren: Ich freue mich, wenn sich da Fähigkeiten zeigen, von denen ich vor einigen Wochen noch nicht einmal geträumt hätte; wenn P. Martin bei der Bühnenprobe einen Song vor sich hinschmettert; wenn ich höre, mit wieviel persönlicher Interpretation (wieviel Persönlichkeit) Heidi schon bei einer Probe einen meiner Lieblingstakte singt; wenn ich miterlebe, wie sehr der Schmäh unter den "Brothers" läuft; wie im Orchester Eigeninitiative entsteht; wie schön sich die Mädchen auf der Bühne bewegen können; wie zwei Tänzerinnen nach der Probe sofort am Bühnenbild weiterarbeiten; wieviele Menschen sich durch ein gemeinsames Ziel näherkommen; wieviel Verantwortung da so mancher auf sich nimmt, ohne darum ein großes Theater zu machen; wie ein fröhliches Lachen einen unangenehmen Mißton verjagen kann. Ich habe Freude an der Arbeit mit jungen Menschen, an der Musik, am Musiktheater, am Experimentieren - und daran, an der Kreativität anderer Menschen teilnehmen zu dürfen. Ich freue mich, dass ich so eine schöne Arbeit machen darf. Diese Freude - meine und die vieler anderer - ist nur eine von vielen Motivationen, aber eine der schönsten. Aber so wirklich auf den Punkt bringen kann ich es mit Worten nicht. Das, was ich wirklich zu sagen habe, sollte man im Kolomanisaal hören und vor allem in den Gesichtern der Beteiligten sehen können.

 


Frau Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer vom Musical beeindruckt

Dieses Interview mit Frau Unterrichtsministerin Gehrer wurde im Anschluss an die Aufführung des Musicals "Joseph" am 9. März 1997 gegeben. (Auszug)
"Na und...!": Wie hat ihnen das Musical Joseph gefallen?
Frau Gehrer: Die Solisten waren hervorragend. Es war aber schön, dass die gesamte Schulgemeinschaft so mitgespielt hat, und ich finde es toll, wenn man Teamarbeit in der Schule schon miteinander praktiziert und wenn die musische Seite ausgebildet wird, und das wird sie da im höchsten Maß.
"Na und ...!": Was halten Sie von der Atmosphäre in dieser Schule?
Frau Gehrer: Die Atmosphäre muss hervorragend sein. Ich bin froh, dass ich das erlebt habe, denn ich weiß, dass unsere Schulen in Österreich gute Schulen sind, und das Stift Melk ist eine ganz besonders gute Schule. Da wird dem Jugendlichen wirklich mitgegeben, was er fürs Leben braucht!


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